Schämen ist menschlich – wir schämen uns für uns und für andere. Aber warum ist den einen schnell etwas peinlich, während andere alles weglächeln? Welche Folgen hat die Scham für unsere Gesundheit, unsere Beziehungen? Wie können wir mit ihr umgehen?
Die Scham hat viele Gesichter. Wer kennt nicht jene peinlichen Momente, bei denen man einfach nur im Boden versinken will: Man lästert über jemanden, und der steht hinter einem, man rutscht in aller Öffentlichkeit aus, beim Sport reißt die Hose, man pupst vor anderen… Wir werden knallrot und hoffen, dass es nicht so viele mitbekommen haben. Und meist ist das Missgeschick schnell vergessen.
Es gibt die Momente der Fremdscham, wenn der Vater meint, auf der Party der Tochter mittanzen zu können, wenn jemand beim Karaoke total danebenliegt, aber munter weiter singt, oder schlicht peinliche Insta-Fotos.
Schmerzlicher und folgenreicher ist die Scham für Menschen, die sich unzulänglich oder nicht dazugehörig fühlen – zu dick, nicht schön oder gebildet genug oder weil sie finanziell nicht mithalten können. Diese Scham kann ausgrenzen, sie schürt Versagensängste und zehrt an unserem Selbstbewusstsein. Sie isoliert und kann krank machen.
„Soziale Gefühle wie die Scham sind eine Art moralisches Barometer“, sagt Frieder Paulus, Professor für Methoden sozialer Neurowissenschaften an der Universität zu Lübeck. „Sie melden zurück, wenn man gegen eine soziale Norm verstoßen oder sie besonders gut erfüllt hat. Sie bringen uns dazu, einen solchen Verstoß in Zukunft zu vermeiden oder uns zu entschuldigen, so dass wir unsere Beziehungen aufrechterhalten können.“
Link zum Interview:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-scham-ein-ambivalentes-gefuehl-100.html